Wenn Babys fremdeln

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Fremdeln beim Baby ist kein Kindererziehungsfehler, sondern Ausdruck eines wichtigen neuen Entwicklungsschrittes, ein Zeichen von Reife. So sollten Sie auf das Fremdeln beim Baby nicht in Panik geraten, sondern entspannt reagieren.

Wenn das Baby auf Fremde entsprechend reagiert, dann deshalb, weil die Sinneswahrnehmung Ihres Kindes in dieser Zeit differenzierter wird. Das Kind ist von diesem Moment an fähig, zwischen Vertrautem und Fremdem zu unterscheiden und nicht mehr einfach jedes Lächeln freudig zu erwidern. Das reifere Kind wechselt vom blinden Vertrauen zu einem gesunden Misstrauen gegenüber Neuem.

Dieses Misstrauen, auch Fremdeln genannt, ist eine gesunde Kindersicherung der Mutter Natur. So sorgen die neu erwachten Ängste dafür, dass das Kind stets in der Nähe von vertrauten Menschen bleibt und nicht auf jede Person zugeht. Die Mutter oder der Vater wird dabei zur wichtigsten Bezugsperson, welche das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit bietet. Diese Bezugsperson darf deshalb nie ganz ausser Sichtweite sein, was die Eltern sehr stark fordern kann. Sie schützen so aber ihr gerade mobil gewordenes Baby vor Situationen, denen es allein nicht gewachsen ist.

Das Wissen über die Gründe des Fremdelns kann entlastend für alle Beteiligten sein. Wenn Sie es schaffen, Ihre eigene Einstellung gegenüber den neuen Wesenszügen des Kindes abzulegen und dem Kind nicht Ihre eigenen Verhaltensvorstellungen aufzwängen wollen, kann das Kind spürbar entspannen und neuen Situationen unverkrampfter entgegentreten. Es kann gut sein, dass Sie langsam Spass an der Aufgabe als Beschützer entwickeln und Sie dabei ein Gespür für die Bedürfnisse Ihres Kindes erlangen, wann es Schutz oder seine Freiheit braucht.

KEINEN ZWANG ANWENDEN

Als Eltern von fremdelnden Kindern sollten Sie dem Kind keinen Zwang auferlegen, sondern volle Rückendeckung bieten. Machen Sie sich zum starken Partner Ihres Babys und verteidigen Sie seine Ängste ohne Vorbehalte. Bei möglicher Kritik sollten Sie aufklären, warum Ihr Kind jetzt so sein muss, wie es ist.

Die Angst davor, dass das Baby durch zu viel Schutz unselbstständig werden kann, ist unbegründet. Jedes Kind hat das Recht, mit unbegrenzter Liebe und Vertrauen versorgt zu werden. Die Sicherheit, die es durch das Verhalten erfährt, lässt das Kind später umso selbstbewusster und eigenständiger werden.

Sie müssen auch keine Schuldgefühle haben, wenn Sie die Enttäuschung abgemeldeter Grosseltern oder anderen Bezugspersonen erkennen. Sie können alle damit trösten, dass es sich nur um eine kurzfristige Zeitspanne handelt und bald wieder andere Zeiten kommen. Es kann keiner vorhersagen, wann, wie lange und wie stark das Fremdeln beim Kind ausfällt, aber eines Tages wird das Verhalten wieder so schnell weg sein, wie es gekommen ist.

Es ist nicht leicht, die Übergangsphase vom fröhlichen Wonneproppen zum verschreckten Angsthäschen zu verstehen und richtig damit umzugehen. Doch Ihr Engagement wird reichlich belohnt, denn das reifere Kind schenkt seiner Schutzperson ein ganz bewusstes Lächeln, tiefe Zuneigung und absolutes Vertrauen. Freuen Sie sich über dieses persönliche Kompliment und seien Sie stolz darauf, die auserwählte Bezugsperson Ihres Kindes zu sein.

 

Bildquelle: cherylholt / pixabay.com