Schularbeiten – mehr als nur Pflicht

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Dass ihr Kind Freude an den Hausaufgaben hat, ist für die meisten Eltern ein unerfüllter Wunsch. Vor allem aktive Kinder sehen in den Hausaufgaben meistens nur eine lästige Pflicht. Es gibt aber drei gute Gründe, warum Hausaufgaben für die Entwicklung des Kindes sehr wichtig sind:

  1. Sie dienen dazu, das im Unterricht Erarbeitete zu üben, einzuprägen und anzuwenden.

  2. Hausaufgaben geben Auskunft darüber, was das Kind verstanden hat, schon kann und wo noch Lücken bestehen.

  3. Schulaufgaben erfüllen den pädagogischen Zweck, die Kinder an das regelmässige, selbstständige und strukturierte Arbeiten zu gewöhnen.

Gerade mit letzten Punkt haben viele Schüler Probleme, da hier besonders bei Schulanfängern die Hilfe und Unterstützung der Eltern gefragt ist. Die Hausaufgaben sollten grundsätzlich so beschaffen sein, dass Kinder sie auch ohne Unterstützung ihrer Eltern erledigen können. Es ist aber nicht jeder Schüler von Beginn der Schulpflicht in der Lage, diese Aufgabe selbstständig zu lösen.

Jedes Kind einer Klasse muss ohne Berücksichtigung seines individuellen Motivations- und Leistungsniveaus die gleichen Schularbeiten machen. Diese Ausgangslage steigert den Leistungsdruck auf das Kind und kann es bei guter Auffassungsgabe motivieren. Doch auf ein Kind, welches die gewünschte Leistung nicht erbringen kann, wirkt es demotivierend.

SELBSTSTÄNDIGKEIT BEI DEN HAUSAUFGABEN

In der Praxis benötigen Kinder oft die Hilfe der Eltern, um die Hausaufgaben zu erledigen. Die Eltern sollten sich aber nicht zu sehr in die Erarbeitung der Hausaufgaben einmischen. Punktuelle Hilfeleistung ist sinnvoll und förderlich, doch langfristige Betreuung bei den Hausaufgaben führt zu Abhängigkeiten. So ist eine wiederholte unaufgeforderte Hilfe für die Entwicklung schädlich. Eltern helfen ihren Kindern oft am meisten, indem sie nicht helfen.

Was aber, wenn das Kind aus nachvollziehbaren Gründen doch um Unterstützung bittet? Dann sollten Eltern das Problem genau prüfen, erkennen und ihre Unterstützung nach dem Prinzip der minimalen Hilfe anbieten. Die Kunst der Hilfe bei besteht darin, nur in bestimmten Situationen gezielt und mit sparsamen Mitteln zur Seite zu stehen.

FEHLER BEI DEN HAUSAUFGABEN

Wenn Ihr Kind unsicher ist, ob es seine Hausaufgaben richtig gelöst hat, können Sie ihm die Prüfung der Ergebnisse vorschlagen. Dabei sollten Sie die Fehler nicht einfach korrigieren. Entdecken Sie eine nicht korrekt gelöste Aufgabe, suchen Sie das richtige Ergebnis gemeinsam, indem Sie zusammen nach dem Lösungsweg suchen. Für das Lehrpersonal sind Lernprobleme und Verständnisschwierigkeiten nur erkennbar, wenn sie sich ein Bild vom tatsächlichen Wissens- und Leistungsstand der Kinder machen können. So kann in der Schule eine zusätzliche Erklärungs- und Übungsschleife eingelegt werden.

Sie können Ihrem Kind auch indirekte Hilfe bieten, indem Sie bei einem Problem einen praktischen Hinweis geben. Beispiele aus erlebten Situationen oder das Internet sind Möglichkeiten, wie Eltern ihrem Kind aus einer momentanen Problemsituation heraushelfen können.

Eltern, die ihrem Kind einen oder gar mehrere Lösungsschritte vorgeben, sollten damit sehr sparsam sein. Die Gefahr, dass es sich an diese Form der Unterstützung gewöhnt und aus Bequemlichkeit frühzeitig alle Bemühungen der Lösungssuche einstellt, ist sehr gross. Unterstützung bei den Hausaufgaben sollte immer nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Zur Not sollten die Schularbeiten einfach abgebrochen und am nächsten Tag nochmals aufgenommen werden. Falls das Kind die Aufgabe nicht lösen kann, sollte die Lehrerin durch eine entsprechende Notiz über die Gründe informiert werden.

HAUSAUFGABEN MIT ANDEREN ELTERN BESPRECHEN

Neben den Verständnisschwierigkeiten sorgen oft der Umfang der Hausaufgaben oder die investierte Zeit für Konflikte. Es muss nicht unbedingt an der Menge der Schularbeiten liegen, dass die Kinder täglich mehrere Stunden an ihren Hausaufgaben sitzen.

Kinder, die sich leicht mit anderen, schulfremden Dingen ablenken lassen und , benötigen viel Zeit und Geduld. Für viele Kinder ist es ein Ansporn, die Aufgaben vor der vereinbarten Zeit zu erledigen. So kann hier ein Wecker oder eine Eieruhr gute Dienste tun, da das Kind die abgelaufene Zeit ablesen kann. Bei dieser Art von Ansporn sollten die Ergebnisse aber gewissenhaft geprüft werden, da sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben könnten. Es gibt aber auch positive Ansätze, warum das Kind mehr Zeit für die Hausaufgaben braucht: Arbeitet es gewissenhaft und gründlich und leistet mehr als von den Schulaufgaben gefordert, indem es mit Zeichnungen und Fotos die Arbeit bereichert, ist nichts dagegen einzuwenden.

Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind über die Masse durch die Hausaufgaben beansprucht wird, sollten Sie mit anderen Eltern Kontakt aufnehmen. Prüfen Sie Ihre Situation mit weiteren Eltern, ob vielleicht auch deren Kinder Probleme bei den Hausaufgaben haben. Die Ursache für den Stress bei Hausaufgaben muss nicht zwingend beim Kind liegen. Der Grund kann auch bei Lehrern zu finden sein, die zu viel aufgeben, sich nicht untereinander absprechen oder es bestehen bei den Aufgaben keine Verknüpfungspunkte zum behandelten Stoff im Unterricht. Das Thema sollte dann unbedingt auf die Tagesordnung des nächsten Elternabends gesetzt werden, um mit den Lehrern eine Lösung zu finden.

LERNKLIMA

Die behördlichen Schulordnungen regeln Umfang, Art und Schwierigkeitsgrad der Hausaufgaben, welche sich am Leistungsvermögen der Schüler orientieren müssen. Sonn- und Feiertage sowie Ferien sollten Hausaufgabenfrei sein und auf Nachmittagsunterricht ist Rücksicht zu nehmen.

Bei individuellen Problemen mit den Hausaufgaben sollten Eltern für ein freundliches, von Respekt und Wertschätzung geprägtes Lernklima sorgen. Achten Sie darauf, das Kind nicht durch Vorwürfe und Schuldzuweisungen zu entmutigen.

Eine angenehme Atmosphäre beim Erledigen der Hausaufgaben ist wichtig und kann die Lernfreude erheblich beeinflussen. So hilft gegen schlechte Laune bei den Schulaufgaben eine positive Grundstimmung. Eine Schale Obst, kurze Verschnaufpausen, konzentrationsfördernde Entspannungsmusik im Hintergrund oder der Lieblingstee können zum positiven Lernklima beitragen. Mit solchen einfachen und sanften Reizen werden positive Gefühle geweckt und die kreative Seite und die Leistungsfähigkeit des Kindes optimal gefördert.

ACHTEN SIE AUF DIE DAUER DER HAUSAUFGABEN:

1. + 2. Klasse = 30 Minuten

3. + 4. Klasse = 60 Minuten

5. + 6. Klasse = 90 Minuten

Die Eltern erfüllen nicht die besten Voraussetzungen, ein Kind mit Lernproblemen optimal zu unterstützen. Es empfiehlt sich das ausführliche Gespräch mit dem Klassen- bzw. Fachlehrer, die Unterstützung durch ältere Freunde oder Geschwister. Auch die Lösung von Hausaufgaben in Gruppen oder die zeitlich befristete Unterstützung durch einen externen Nachhilfelehrer kann eine Möglichkeit bieten. Bei gravierenden Lernproblemen sollten Eltern den Schulpsychologen einschalten.

 

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