Wie wichtig ist Bewegung für das Kind

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Wie wichtig sind Sport und die aktive Bewegung für die Entwicklung von Kindern und wie kann man den Kindern Spass daran vermitteln? Dies kann man mit drei einfachen Grundregeln erreichen:

 

  • Vorbild sein: Kinder lernen durch Nachahmung. Eltern, die mit Spass aktiv sind, regen den Nachwuchs an, selbst etwas auszuprobieren.
  • Gelegenheiten schaffen: Ein kleiner Ball passt immer in die Tasche; auch eine langweilige Treppe kann ein tolles Sportgerät sein. Nutzen Sie jede Gelegenheit, Ihrem Kind Bewegungsangebote zu machen.
  • Mut machen: In den ersten Jahren bedeutet das vor allem, Geduld zu haben. Lassen Sie Ihr Kind die Welt in seinem Tempo erobern. Manche Kinder klettern gleich am ersten Tag ins Spielhäuschen, andere nähern sich der Sache über Wochen Schritt für Schritt.

 

KINDER UND SPORT

 

Um die Bewegung unserer Kinder ist es gar nicht so schlecht bestellt, wie man meistens vermutet. Fast alle Kinder zwischen 4 und 17 Jahren treiben Sport, davon mehr als die Hälfte in einem Verein. Natürlich ist Sport ein weiter Begriff, kann er doch vom Angeln bis zum Down-Hill-Mountainbike alles bedeuten.

Grundsätzlich als positiv einzustufen sind zunächst die Einstellung und das Interesse der Kinder, ihre Freizeit nicht vor dem Fernseher oder anderen neuen Unterhaltungsmedien zu gestalten. Es ist toll, wenn Kinder Sport treiben - auch wenn es „nur“ Angeln ist. Der Sport fördert die Entwicklung der Motorik und damit Reaktionsvermögen, Gleichgewichtssinn und Bewegungskoordination.

 

BEWEGUNG IM ALLTAG

 

Das heisst aber nicht, dass Sie sich nicht mehr um die motorischen Fähigkeiten der Kinder kümmern müssen. Obwohl viele Kinder in einem Sportverein angemeldet sind, trainiert nur etwa 1/10 der Kinder dreimal oder häufiger in der Woche. Das grosse Problem ist aber die Bewegungsarmut der Kinder im Alltag. Die Annehmlichkeiten in der heutigen Zivilisation bieten keine grossen Bewegungsgrundlagen; diese müssen mehrheitlich aktiv gesucht und gefördert werden. Diese Bequemlichkeit kann auch eine Stunde Vereinssport in der Woche nicht ausgleichen. Zum Beispiel kann statt eines Aufzugs oder einer Rolltreppe auch eine ganz normale Treppe als Bewegungsfördermassnahme genommen werden.

So zeigen viele Kinder und Jugendliche motorische Defizite. Einfache Übungen wie eine Rumpfbeuge können nicht mehr korrekt ausgeführt werden und auch bei der Balance gibt es enorme Defizite: Die meisten Kinder können keine Minute einbeinig auf einer Schiene balancieren, ohne den Boden zu berühren.

 

INTENSITÄT UND WILLEN

 

Auch wenn viele Kinder angeben, Sport zu treiben, sind die Gründe dieser Defizite eindeutig zu lokalisieren. Es geht vor allem um die Intensität und den Willen, mit der sie etwas tun. Nur etwa 1/5 der Kinder strengen sich beim Sport so stark an, dass sie ins Schwitzen kommen. Dabei zeigt die Bewegung erst ab diesem Zeitpunkt Wirkung, baut Muskeln für eine gute Körperhaltung auf und sorgt für bessere Ausdauer.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, dass sich Kinder mindestens eine Stunde pro Tag so stark bewegen sollten, dass sie ins Schwitzen kommen. Das tut gerade einmal ein Drittel der Kinder und Jugendlichen.

Mit dem Schuleintritt spielen Kinder immer weniger im Freien, und so kommt auch die Bewegung unter freiem Himmel bei Kindern zu kurz. Im Vergleich dazu sind 4 bis 5 Jahre alte Kinder durchschnittlich an sechs Tagen pro Woche draussen aktiv, Schulkinder nur noch 5 Tage.

Beim Tagesablauf von Grundschülern ist die Aufteilung von 24 Stunden wie folgt:

  • 10 Stunden Schlafen
  • 9 Stunden in der Schule sitzen
  • 4 Stunden bei Hausaufgaben, Essen, Computer und Fernsehen
  • 4 Stunden Stehen und normales Gehen

Übrig bleibt noch eine Stunde am Tag für Bewegung und Sport.

Dabei liegt die wichtige intensive Bewegungszeit, in der sich Kinder wirklich anstrengen, gerade mal bei 15-30 Minuten. In dieser kurzen Zeit, in der Kinder Sport treiben, können die motorischen Basiskompetenzen wie Ausdauer, Beweglichkeit und Koordinationsvermögen nicht richtig trainiert werden.

 

ZU WENIG SPORT

 

Für ausreichende Bewegung hilft es nur, wenn Sie Ihr Kind weg vom Computer und Fernseher bringen. Der erste und wichtigste Schritt für eine Bewegungsförderung ist, den Medienkonsum einzuschränken. Fernsehen aus Langeweile ist für das Kind nach der Schule eine tolle, aber nutzlose Unterhaltungsberieselung.

Playstation, Xbox, Gameboy & Co. sind aber nicht allein am Bewegungsmangel schuld. Früher eroberten sich Kinder ihre Umgebung - zuerst in der Nähe des Elternhauses, dann in der weiteren Nachbarschaft und schliesslich im ganzen Ort. Heute lebt das Kind an verschiedenen Punkten wie Wohnung, Schule, Musikunterricht, FreundeN. Die Brücken zwischen diesen einzelnen Punkten sind jedoch völlig inhaltslos, weil das Kind durch die in Mode geratene Mobilität kaum mehr läuft.

Früher haben sich Kinder auf dem Schulweg verabredet oder gingen einfach raus, wo sie sowieso meist einen Spielkameraden aus der Nachbarschaft getroffen haben. Heute muss ein Kind nach der Schule erst einmal rumtelefonieren oder über die sozialen Netzwerke im Internet ein Treffen vereinbaren. Nicht immer haben die Freunde auch Zeit, weil diese einen Terminplan mit denselben Grundeinstellungen haben.

 

DIE POSITIVEN FOLGEN

 

Rund 3/4 der Grundschüler gehen zu Fuss in die Schule, was sehr positiv und eine optimale Möglichkeit ist, die nötige Bewegung in den Alltag der Kinder zu integrieren. Der Fussweg ersetzt aber nicht das Spielen im Freien nach der Schule.

Die idealste Voraussetzung können tägliche Bewegungsangebote in der Schule sein. Nur eine Sportstunde pro Tag wirkt sich positiv aus: Kinder sind weniger aggressiv, haben ein höheres motorisches Niveau und es geschehen weniger Unfälle. Man sollte die Lust an der Bewegung bei den Kindern fördern und nicht aus Angst vor Unfällen bremsen.

Heutzutage sind die Kinder gegenüber jeglichen Risiken übersichert, auch in der Schule. Man könnte die Kleinen ruhig mit Verstand und in einem akzeptablen Rahmen häufiger an Klettergerüsten und ähnlichem turnen lassen. Auch Fallen muss gelernt sein und ein Kind sollte die Erfahrung machen zu stürzen. Mut ist eine Grundlage des Selbstvertrauens.

Bewegung bringt nicht nur körperliche, sondern auch geistige Vorteile. Die Kinder bringen das Gehirn mit einer Stunde Sportunterricht am Tag richtig auf Touren, sind lernbereiter und konzentrierter. Das bedeutet nicht, dass Bewegung schlauer macht, doch die Gehirnleistung und das Aufmerksamkeitsniveau verbessern sich, da der Körper durch den Sport mehr Sauerstoff aufnimmt und das Gehirn stärker durchblutet. Die stärkere Durchblutung unterstützt die Bildung von Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen beim Lernen.

Wir Menschen sind keine Sitztiere. So ist es ganz natürlich, dass Kinder nicht lange still sitzen wollen. Grundschulkinder könnten das höchstens zehn Minuten, dann lässt die Aufmerksamkeit nach. Dies wäre der richtige Zeitpunkt für eine Bewegungspause. Manchmal hilft auch ein einfaches ändern der Sitzposition.

Eltern als gute Vorbilder verhelfen Kindern zu mehr Bewegung im Alltag. Eltern sollten bewusst auf einige Bequemlichkeiten verzichten und statt mit dem Auto zum Bäcker zu fahren zu Fuss gehen. Sie können auch einen bequemen Fernsehabend durch eine Runde Federball ersetzen oder am Sonntag mit dem Fahrrad einen Ausflug machen. Das tut nicht nur den Kindern gut!  

 

ANZEICHEN FÜR EINEN BEWEGUNGSMANGEL

 

  • Keine Ausdauer: Ein Alarmzeichen für Bewegungsmangel ist, wenn Kinder beim Treppensteigen ausser Atem kommen. Ausdauer trainiert man mit Sportarten, die eine mehrheitlich gleichmässige Belastung aufweisen, wie Radfahren, Schwimmen, Inlineskaten.
  • Schwierigkeiten bei der Balance: Ein Kind sollte ab dem 6. Lebensjahr mindestens zehn Sekunden ruhig auf einem Bein stehen und fünf Sprünge hintereinander auf einem Bein ausführen können. Den Gleichgewichtssinn schulen das Barfusslaufen sowie Balancieren und Schaukeln.
  • Schwacher Rücken: Das Kind zeigt eine Haltungsschwäche, wenn die Schultern und Oberkörper nach vorn hängen. Hier sind alle Aktivitäten, welche die Rücken- und Schultermuskulatur kräftigen, sinnvoll, wie Klettern, Hängen, Ziehen, Schieben und Stützen. Bei einem Hohlkreuz sollte die Bauchmuskulatur aufgebaut werden.
  • Kaum Spielkameraden: Ihr Kind spielt oft allein? Sitzt allein vor dem Spiel mit Puppen oder Bauklötzen am Computer oder beim Malen? Dann sollten Sie den Kontakt zu Eltern mit Kindern in der Nachbarschaft suchen oder sich zum Eltern-Kind-Turnen anmelden.

 

Tipp: Führen Sie ein Tagebuch über die Bewegungszeiten Ihres Kindes. Das zeigt deutlich, wie und wie viel sich das Kind bewegt und bietet eine ideale Grundlage, bei Bewegungsmangel reagieren zu können.

 

Bildquelle: qimono / pixabay.com