Wenn junge Eltern in die Jahre kommen

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Auch wenn der Kinderwunsch in unserer Gesellschaft immer noch unverändert hoch ist, werden in den reichen Industrieländern immer weniger Kinder geboren. Die Ursache für dieses Phänomen versucht eine Studie zu erforschen.

Aus biologischer Sicht gibt es keine Ursache für den am Geburtenrückgang - ganz im Gegenteil: Mädchen werden heute früher, schon im Alter von 12 bis 13 Jahren geschlechtsreif, das Ende der Fruchtbarkeit ist bei einer Frau unverändert nach dem vollendeten 50. Lebensjahr zu erwarten. In dieser österreichischen Studie wurde zudem betont, dass keine Hinweise gefunden wurden, dass die Samenqualität von Männern schlechter oder die Fruchtbarkeit von Frauen niedriger ist als früher.

Darüber hinaus wurden in dieser Studie andere fachgebietsübergreifende Faktoren der Soziologie, Psychologie, Ökonomie, den Geschichtswissenschaften und der Medizin untersucht, die als Ursache für den Geburtenrückgang verantwortlich sind. Eines der wesentlichen Ergebnisse ist dabei, dass der Rückgang der Geburtenrate eng mit dem Aufschieben von Schwangerschaften in ein höheres Lebensalter zusammenhängt, denn heute werden viermal mehr Geburten von Müttern über 35 Jahre registriert als vor wenigen Jahrzehnten.

Ursachen der späten Geburt

 

Als einer der wichtigsten Einflussfaktoren gilt der veränderte Lebenslauf der Menschen, wobei auch die Arbeitspolitik einen wesentlichen Einfluss hat: Die längeren Ausbildungszeiten und der dadurch spätere Eintritt in die Berufswelt sind hier massgebend. Aber auch veränderte partnerschaftliche Bindungen sind von Bedeutung, nachdem die Ansprüche an den Lebenspartner, die persönliche Entwicklung und das Wohl des geplanten Kindes ausschlaggebend für das persönliche Verhalten sind. So ist bei einem Kinderwunsch die Qualität und nicht die Quantität wichtig, was bedeutet, dass die künftigen Eltern mehr Wert auf ihre persönliche Zuwendung, optimale Betreuung, solide Ausbildung und nachhaltige Sicherheit legen.

Der Gedanke, dass ein Kind neben dem Hauskauf die höchste Investition des Lebens ist, stellt bei vielen Erwachsenen ihre eigenen Ansprüche im Vordergrund. Der materielle und emotionale Aufwand für ein Kind wird als enorm hoch angesehen und lässt die Entscheidung ins reifere Alter aufschieben. Die ökonomische Sicht – grösster Nutzen mit geringstem Aufwand – ist hier gut nachzuvollziehen.

Psychologische und soziologische Faktoren

Die Entscheidung für ein Kind wird heute überwiegend im Rahmen etablierter Partnerschaften getroffen, wobei der Familienstand keine entscheidende Bedeutung hat. Es ist aber erwiesen, dass in trennungsgefährdeten oder instabilen Partnerschaften weniger Kinder geboren werden. Eine weitere grosse Rolle für die Erfüllung des Kinderwunsches sind die sozialen Netzwerke, da sie für ein Paar eine Vorbildswirkung haben und sie durch die Etablierung sozialer Normen beeinflusst werden. Ein kinderfreundliches Umfeld erleichtert somit die Entscheidung für ein Kind.

Die Entscheidung für oder gegen Kinder wird von vielen Paaren als eine grosse und bedeutende Weichenstellung im Leben empfunden. Der Zeitdruck für die Entscheidung ist heute grösser geworden, denn zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr müssen noch viele andere nachhaltige Entscheidungen wie die Etablierung im Berufsleben bis zum Eigenheim getroffen werden.

Biologie und Medizin spielen auch eine Rolle

Es ist erwiesen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Schwangerschaft mit zunehmendem Lebensalter sinkt. Vor allem bei Frauen nimmt die Wahrscheinlichkeit ab dem 35. Lebensjahr stark ab. Hingegen sinkt die Qualität ihres Liebessaftes bei Männern erst ab dem 40. Lebensjahr. Das steigende Alter trägt zu vermehrten Problemen bei der Schwangerschaft und Geburt bei. Dabei kann es zu Fehlgeburten, schwangerschaftsbedingte Krankheiten bis zu genetischen Anomalien kommen.

Die Studie zeigt aber auch, dass fast alle Einflussfaktoren einer späten Schwangerschaft medizinisch kontrolliert werden können. Demzufolge können auch gesunde Frauen über 35 problemlos erfolgreiche Schwangerschaften erleben, die kaum Komplikationen mit sich bringen. Der Schlüssel zum erfolgreichen Kinderwunsch liegt hier bei rechtzeitigen und regelmässigen Untersuchungen, um schon früh mögliche Risiken zu erkennen und die Schwangerschaft durch mögliche Therapien optimal zu betreuen.

Die moderne Reproduktionsmedizin ist kein Mittel

Die Experten dieser Studie sind der Meinung, dass die moderne Reproduktionsmedizin keine geeignete Massnahme gegen die sinkenden Geburtenzahlen ist. Hingegen ist es eine erfolgversprechende Methode, um einen späten Kinderwunsch erfüllen zu können. Wie eingangs dieses Berichtes schon geschrieben wurde, ist der Kinderwunsch unverändert vorhanden. Mit der späten Erstgeburt wird lediglich die Möglichkeit eines zweiten Kindes schwieriger.

 

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