Das erste Lebensjahr
Auch wenn Sie sich in einigen Momenten sehnsüchtig die Ruhe und die Freiheiten Ihrer Beziehung vor der Schwangerschaft zurück wünschen, können Sie sich auf eine der spannendsten und ereignisreichsten Phasen in Ihrem und im Leben Ihres Kindes freuen. Im ersten Lebensjahr entwickelt sich Ihr Kind nicht nur körperlich, sondern auch in seiner Persönlichkeit enorm schnell. In dieser Zeit können Sie wichtige Grundlagen für das ganze Leben Ihres Kindes legen.
DAS PASSIERT IM ERSTEN LEBENSJAHR
Besonders auffällig und sehr gut zu erkennen sind die motorischen Veränderungen Ihres Babys. Das erste bewusste Greifen und das Krabbeln bis zum freien Stand sind im ersten Lebensjahr die Entwicklungsstufen eines gesunden Kindes. Doch nicht nur körperlich entwickelt sich Ihr Kind, auch die soziale und emotionale Entwicklung macht einen riesigen Fortschritt: In dieser Zeit bilden sich die neuronalen Verbindungen im Gehirn (Synapsen), welche die künftige sprachliche Fähigkeit, die Kreativität und die soziale Kompetenz beeinflussen. Damit entscheidet sich schon in den ersten zwölf Monaten, welches Lernpotenzial Ihr Kind haben wird.
BERÜHRUNG UND SINNESREIZE
Schmusen, Wiegen, Streicheln, Kuscheln: Sie können die Synapsen-Bildung bei Ihrem Kind sehr einfach fördern, indem Sie mit ihm einen intensiven und liebevollen Körperkontakt pflegen, was bei einem Baby kaum ein Problem darstellt. Durch diesen intensiven Körperkontakt werden die neuronalen Verbindungen stimuliert - ohne diese Stimulation verkümmern diese Verbindungen. Die beste Voraussetzung zur Förderung ist die Nutzung aller Sinnesreize, denn jedes Geräusch, jeder Geruch, jede Form und jede Farbe ist ein Abenteuer und ein Lernerfolg für Ihren Sprössling.
Sie können so ganz bewusst und mit kleinem Aufwand sehr viel für die Zukunft Ihres Kindes tun. Egal, für was Sie sich nun entscheiden - ob für Massage, Gymnastik, Vorlesen oder Singen - sie fördern seine Entwicklung und unterstützen es beim Lernen, indem Sie sich mit Ihrem Kind beschäftigen. In diesen Monaten haben Sie den Lernerfolg Ihres Kindes in der Hand. Als positiver Nebeneffekt des Förderprogrammes stärken Sie aktiv das Vater-Kind-Band.
FÖRDERUNG DURCH SPIELE UND GYMNASTIK
In den ersten Lebensmonaten leistet Ihr Kind beim Lernen wesentlich mehr als ein Student. Auch körperlich sind die Leistungen mit einem Spitzensportler zu vergleichen, denn die Muskelentwicklung und die Motorik müssen von Grund auf gelernt und trainiert werden. Ein Neugeborenes kann in den ersten Wochen nicht viel mehr machen, als die Welt im Liegen oder beim Tragen zu beobachten. Um zu lernen ist es auf die Reize angewiesen, die ihm geboten werden.
Doch schon nach wenigen Monaten kommt für Sie die aktive und turbulente Zeit: Nach den ersten Greiferfolgen folgen die ersten Krabbelversuche, die bald erfolgreich umgesetzt werden. Ihr Baby hat einen natürlichen Drang zur Bewegung, der von Ihnen gefördert werden sollte. Die einfachste Möglichkeit zur Förderung sind Spiele und Gymnastik, was Sie schon auf dem Wickeltisch beginnen können.
Übertreiben Sie es aber nicht - Lernstress wandelt sich schnell zum Lernfrust, und das Kind reagiert dann nur noch gereizt auf die geplanten Aktivitäten. Wenn Sie es aber zu wenig fördern und fordern, ist das Kind freudlos und langweilt sich.
DIE ENTWICKLUNG
In den ersten zwei Monaten lernt Ihr Baby bereits, in der Bauchlage den Kopf zu heben und anfangs ein paar Sekunden, später für eine längere Zeit zu halten. Schon jetzt kann es sich auf den Unterarmen abstützen. In dieser Zeit setzt auch der Greifreflex ein. Ab dem zweiten Monat kann Ihr Baby die Hände über der Körpermitte zusammenschlagen und reagiert auf die ersten Reize; auch unwillkürliche Laute sind zu hören.
Im dritten Monat kann sich das Baby alleine aus der Seitenlage auf den Rücken rollen. Es versucht nach Gegenständen zu greifen, die etwa 30 Zentimeter entfernt sind. Ein langsam bewegtes Objekt vor den Augen kann es mit seinem Blick verfolgen. Mit Menschen in der nahen Umgebung kann das Baby den Blickkontakt lange halten und reagiert mit einem Lächeln auf bekannte Gesichter und Stimmen. Ab diesem Zeitpunkt können Sie durch die Art des Schreiens feststellen, ob Ihr Baby sich nicht wohl fühlt, Hunger oder Schmerzen hat.
Ab dem sechsten Monat beugen sich die Arme beim Hochziehen in die Sitzposition. Den Kopf kann Ihr Kind schon alleine halten und auch das Greifen mit der ganzen Hand sowie das Halten von Gegenständen mit einer Hand beherrscht es sehr gut. Auch das Wechseln von Objekten von einer in die andere Hand verläuft problemlos. Sie werden jetzt bemerken, dass Ihr Kind sich immer öfter Sachen in den Mund steckt.
Ganz aufmerksam verfolgt Ihr Baby die Aktivitäten und Geräusche in der nächsten Umgebung. Jetzt können Sie von Ihrem Kind schon aktive und freudige Reaktionen mit der Stimme und der Mimik erwarten. Auch in der Sprachentwicklung ist in diesem Monat einiges zu beobachten: Ihr Nachwuchs reagiert spontan und variantenreich auf Ansprache oder führt Selbstgespräche.
Mit neun Monaten kann Ihr Kind mit geradem Rücken sicher und zeitlich unbegrenzt sitzen und auch die Kopfbewegungen verlaufen kontrolliert. Alle Gegenstände in der nahen Umgebung werden mit beiden Händen, Augen und Mund erforscht. Ab dieser Zeit kann das Kind sehr gut zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden, weshalb es häufig zu „fremdeln“ beginnt. Im Alter von neun Monaten kann ein Kind die ersten Silbenreihen mit dem Vokal a (bababa, wawawa) wiedergeben.
Im Alter von zwölf Monaten kann Ihr Nachwuchs mit dem nötigen Halt an einer Wand oder Möbeln schon sicher stehen. Es ist auch in der Lage, Objekte wiederzufinden, die vor seinen Augen versteckt wurden. Die sozialen Fähigkeiten haben sich erheblich gesteigert: Das Kind kann eigenständig soziale Kontakte einleiten, variieren und beenden.
Mit dem erlernten Vokal a werden jetzt Silbendopplungen wie „mama“, „papa“ oder „dada“ wiedergegeben. Sie müssen aber nicht enttäuscht sein, wenn das erste Wort Ihres Kindes „Mama“ und nicht „Papa“ ist. Ein Kind in diesem Alter verbindet mit den Wörtern noch keine feste Bedeutung.
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