Geschwister - Liebe & Kampf
Sie lieben sich innig und kuscheln zusammen auf dem Sofa, nach ein paar Sekunden hassen sie sich von ganzem Herzen. Die Beziehung zwischen Geschwistern, egal ob Junge oder Mädchen, ist sehr turbulent. Was können aber Eltern tun, um den Zusammenhalt zwischen ihren Kindern zu stärken?
Mit Geschwistern aufzuwachsen beinhaltet eine Berg- und Talfahrt in der Beziehung zwischen den Kindern. An vielen Tagen ist nichts von „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu spüren. Oft machen sie sich das Leben gegenseitig ganz schön schwer. Auch wenn sie sich beschützen und unterstützen können, wenn ihnen danach ist, streiten und zanken sie häufig gnadenlos um vermeintlich Belangloses. Wer darf heute die Haustüre öffnen? Wer kann das Parkticket bezahlen? Wer spielt jetzt mit dem Malbuch? Das Resultat ist praktisch immer dasselbe: Es wird gestritten, bis ein Kind schluchzt und weint.
Für die Eltern sind solche Streitereien sehr anstrengend und können zu Selbstzweifeln führen. Was machen wir bloss falsch? Streiten nur unsere Kinder so viel? Wie sollen wir am besten darauf reagieren?
Geschwister verbringen mit niemandem sonst mehr Zeit als mit Bruder oder Schwester. Sie kennen deshalb alle Stärken und Schwächen des anderen besser als sonst jemand, zeigen einander schonungslos, wo es langgeht - weshalb der Streit deshalb oft heftiger wird als zwischen befreundeten Kindern. Doch machen solche Differenzen durchaus einen Sinn: Geschwister lernen dabei unbewusst oder bewusst voneinander, was ein Einzelkind niemals in diesem Ausmass erfahren kann. Es gibt so viele Gefühle, die Geschwister füreinander hegen können - wie Zuneigung und Hass, Verbindung und Konkurrenz, zärtliche Fürsorge und gnadenlosen Verrat - widersprüchlicher könnte es kaum sein. Geschwister treiben es oft bis auf die Spitze der Streitigkeiten, um dann plötzlich wieder lieb und fürsorglich miteinander umzugehen. Die Geschwisterbeziehung ist etwas Besonderes, da Geschwister ein tiefes, inniges Verständnis füreinander haben. Sie haben mit keinem anderen Menschen so viel gemeinsam: die Eltern, das Zuhause, Erbanlagen und Erinnerungen.
Als Eltern müssen Sie sich einmal an die eigene Kindheit zurückerinnern und schon haben Sie wieder einige Bilder von Situationen mit Ihren Geschwistern vor Augen. Gute und auch schlechte Zeiten sind in Ihren Erinnerungen: Wie Sie mit der Schwester um das Fahrrad gestritten haben oder Sie sich gemeinsam gegen die Kinder des Nachbarn gewehrt haben und vieles mehr. Wenn Sie sich an Ihre eigenen Erfahrungen zurückerinnern und sich über diese Gedanken machen, können Sie vielleicht einen Ansatz für mehr Verständnis und eine Lösung finden.
SO KLAPPT ES MIT DER GESCHWISTERBEZIEHUNG
Ganz klar, es macht Spass mit Geschwistern aufzuwachsen. Allerdings ist ein Geschwister zu bekommen hingegen oft weniger lustig, vor allem für Kleinkinder. In ihren Augen werden die geliebten Eltern untreu. Besonders hart trifft es die Erstgeborenen, da sie die Eltern bis jetzt ganz für sich alleine hatten.
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Es ist hilfreich, wenn das Kind in die Schwangerschaft mit einbezogen wird. Die Eltern sollten schon in der Schwangerschaft vom neuen Baby erzählen und dem Grösseren so das Geschwister im Bauch nahebringen. Sie können mit Papier und Stift den Bauch mit dem Baby malen oder sich gemeinsam Bücher anschauen, wie ein neues Baby entsteht.
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Ist das grössere Kind auf das Baby eifersüchtig, können offene Gespräche der Eltern sehr hilfreich sein. Das fördert beim Kind die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Vermitteln Sie dem Kind, dass man die Gefühle von ihm versteht und intensiv auf diese momentanen Gefühle eingeht. Geben Sie dem Kind nie das Gefühl, dass es für das Ungeborene Platz machen muss. Es sollte bei allen Veränderungen für das „neue“ Baby einbezogen werden.
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Die eigentliche Geschwisterbeziehung beginnt, sobald die Mutter mit dem neuen Baby nach Hause kommt. Jetzt muss das Erstgeborene oft auf später vertröstet werden, wenn das Baby gefüttert oder gewickelt werden muss. Das Erstgeborene braucht jetzt viel Zuwendung - mit aktiver Unterstützung des Vaters ist das sehr gut möglich.
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Die grösseren Kinder brauchen altersgerechte Aufmerksamkeit. Sie können sie gut in die Pflegetätigkeit des Babys und auch in den Haushalt einbeziehen. Das Kind kann die Flasche halten, die Füsse des Babys eincremen, beim Windelwechseln mithelfen oder auch im Haushalt mitwirken. Schon ein Dreijähriges kann mithelfen, das Gemüse zu rüsten oder den Tisch zu decken.
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Das Baby macht alles kaputt! Beim Spielen kann es sehr schnell zu Konflikten kommen, bei dem sich das grössere Kind zur Wehr setzt. Bei einem Streit sollte man beide Kinder trösten. Es tut auch dem Grossen weh, wenn sein Spiel zerstört wird.
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Von den individuellen Beziehungsflechten in der Familie hängt auch die Qualität der Geschwisterbeziehung ab. Sie sollten dafür Ihr Verhalten als Eltern überprüfen. Wie gehen Sie als Eltern miteinander um? Welche Beziehung hat die Mutter, welche der Vater zu seinen Kindern? Wie verhalten sich die Kinder gegenüber ihren Eltern? Wie reagieren Sie wiederum darauf? usw.
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Nur unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Vertrautheit entstehen. Dabei sollten Eltern gegenüber ihren Kindern möglichst unparteiisch sein, was unter Umständen sehr schwierig ist. Achten Sie auch drauf, dass die Kinder dem Geschwister gegenüber all ihre Gefühle frei und offen äussern können. Gefühle wie Wut, Ärger, Neid, Enttäuschung usw. müssen für das Kind lern- und lebbar sein.
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Eltern können die Geschwisterliebe fördern, indem Sie sich um Gerechtigkeit bemühen. Unterstützen Sie kleinere Kinder bei der Lösung ihrer Konflikte, bringen Sie die Kinder einander nahe, und fördern Sie für das Verständnis füreinander. Lassen Sie auch zu, dass sich die Kinder gegen Sie als Eltern verbünden.
FAZIT
Wenn die Eltern füreinander Verständnis haben, offen und viel miteinander kommunizieren und ihre Konflikte konstruktiv lösen, dann sind meistens auch gute Geschwisterbeziehungen möglich. Wenn Sie die Kinder bei der Entwicklung einer guten Geschwisterbeziehung unterstützen wollen, sollten Sie zuerst verstehen, dass Geschwister sich nicht lieben müssen, nur weil sie Geschwister sind. Durch die Unterstützung und Hilfe entwickeln sie vielleicht herzliche Gefühle füreinander.
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