Auch Männer werden schwanger
Dass Frauen während einer Schwangerschaft unter körperlichen und seelischen Symptomen leiden, ist bekannt. Viele Männer haben ganz ähnliche Symptome. In der Medizin spricht man vom Couvade-Syndrom. Dies bedeutet, dass Männer während der Schwangerschaft der Frau deutlich zunehmen, oftmals sogar unter Morgenübelkeit oder Sodbrennen leiden und psychisch deutlich labiler sind als sonst. Immer öfter klagen Männer über Verdauungsstörungen, Appetitveränderungen, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Bei den psychologischen Symptomen hört man oft von Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und vermehrter Rührseligkeit.
Woher kommt das Couvade-Syndrom?
Ursprünglich stammt dieser Begriff aus der Ethnologie. Schon seit dem 19. Jahrhundert werden hiermit Rituale bezeichnet, die Männer aus allen traditionellen Kulturen erleben, um sich auf die Geburt des gemeinsamen Kindes vorzubereiten. In der westlichen Zivilisation wird nicht so viel Aufhebens um das Couvade-Syndrom gemacht. Es gibt zwar immer wieder Männer, die darunter leiden, jedoch werden sie von der Gesellschaft als wehleidig bezeichnet. Sie sollen sich eben nicht so anstellen. In unseren Breiten gibt es dazu wenig systematische Forschungen, während Studien beweisen, dass zwischen 11 und 97 % der Männer darunter leiden. Beim ersten Kind liegt die Rate natürlich deutlich höher, als bei den weiteren Kindern in einer Beziehung. Das Couvade-Syndrom stellt bis heute keine offizielle medizinische Diagnose dar. Es ist bisher nicht definiert, ob ein Mann bereits mit einem einzelnen Symptom unter dem Couvade-Syndrom leidet oder ob hier mehre Symptome zusammenkommen müssen. In der Öffentlichkeit ist die Ko-Schwangerschaft nahezu unbekannt und wird auch oft belächelt.
Hormone sind in Aufruhr
Während der Schwangerschaft der Partnerin sind die Hormone der Männer ebenfalls in Aufruhr. Frauen stellen sich dabei auf das Leben nach der Geburt ein. Bei Männern ist es ähnlich, nur dass sie dabei eher daran denken, wie sich das Leben danach verändert. Bei Frauen bildet sich das Milchhormon Prolaktin, welches für das Brustwachstum und die Bildung der Muttermilch sorgt. Auch bei Männern finden sich während der Schwangerschaft geringe Mengen des Hormons im Körper. Des Weiteren wurde bei werdenden Vätern auch das Stresshormon Cortisol vermehrt nachgewiesen. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um den üblichen Stress, sondern vielmehr um ein Gefühl von Angst um das Kind und die Partnerin. Männer, die sich sehr intensiv mit Frau und Kind beschäftigen, leiden darunter deutlich öfter. Männer werden dann beim Schreien des Babys deutlich mitfühlender als andere Männer. Bei vielen Männern findet man dann auch das weibliche Sexualhormon Östradiol im Blut, welches dafür sorgt, dass die Bindung zum Kind gefördert wird. Gerade bei werdenden Vätern steigt dieser Wert deutlich an. So erleben viele Männer nach der Geburt oftmals auch den bekannten Baby-Blues. Die Rede ist hier wie von Frauen bekannt, die postpartale Depression nach der Geburt. Nach Untersuchungen leiden rund 4 – 10 % der werdenden Väter darunter. Wissenschaftlich nachgewiesen ist die These, dass Männer die offen für die Elternschaft sind und den Symptomen der Partnerin mehr Aufmerksamkeit schenken, auch deutlich öfter unter den Symptomen leiden und es auf physiologischer Ebene zu grossen Veränderungen bei den Männern kommt.
Studie mit 5000 Männern
Eine Studie beweist, dass Männer wirklich während der Schwangerschaft der Frauen zunehmen. Im Schnitt ist die Rede von ca. 6 kg. Nicht selten haben Männer aber ganz plausible Erklärungen dafür paart. So seien sie öfter mit der Partnerin essen gegangen und es lagen immer Süssigkeiten zu Hause parat. Mit den extra Kilos machen sich die Männer fit für die Zeit nach der Geburt. Gerade Väter, die sich intensiv um den Nachwuchs kümmern, werden bald wieder die extra Kilos verlieren.
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