Selbst ist der Mann - den Haushalt alleine meistern
Mit der Trennung von der Lebenspartnerin oder der Ehefrau gehen nicht nur persönliche Zukunftsvisionen in die Brüche. Für jeden alleinerziehenden Vater bedeutet dies auch, dass der einst gemeinsam geführte Haushalt nun selbstständig geführt werden muss. Traditionell das Wirkungsgebiet von Frauen, haben viele Männer nun ganz praktische Probleme, die sich durch einen Haushalt ergeben: Die Wohnung sauber halten, Wäsche richtig waschen, Einkaufen und Kochen und vor allem die Versorgung des Kindes. Mit konkreten Tipps und Unterstützung von aussen ist das auch für unerfahrene Hausmänner zu schaffen.
Gemeinsames Spielen oder bei Hausaufgaben helfen ist der grösste Zeitaufwand bei der Betreuung der eigenen Kinder.
(Quelle: Pixabay © Ashish_Choudhary CCCO public domain)
Die Mehrbelastung für alleinerziehende Väter
Nach einer Trennung, einer Scheidung oder dem Tod der Lebenspartnerin entsteht ein emotionales Vakuum, was allein für sich gesehen schon eine schwere Belastung darstellt. Hinzu kommen ganz handfeste und praktische Probleme, die nun bewältigt werden sollen. Die gemeinsamen Kinder werden meist der Mutter zugesprochen und leben hauptsächlich in deren Wohnung. Doch gibt es auch in der Schweiz immer mehr Väter, die ihre Kinder im eigenen Haushalt versorgen.
Nach einer regelmässigen Erhebung des Bundesamtes für Statistik wenden alleinerziehende Väter in der Schweiz immer mehr Zeit auf für Haus- und Familienarbeiten auf. Waren das im Jahr 2010 insgesamt im Mittel 27,5 Stunden in der Woche, sind das im Jahr 2016 bereits 34,7 Stunden. Interessant ist bei dieser Studie, dass der Aufwand bei Nichterwerbstätigen dabei sogar fast genauso hoch ist wie bei erwerbstätigen Vätern, nur knapp 1,5 Stunden weniger im Schnitt. Der Aufwand dieser Tätigkeiten ist bereits bei einem Kind sehr hoch, mit einem zweiten Kind oder weiteren Kindern steigt die Mehrbelastung nur um wenige Stunden in der Woche an.
Die wichtigsten Tätigkeiten eines alleinerziehenden Vaters (BfS-Erhebung für 2016) sind wie folgt abgestuft:
- Mit den Kindern spielen und Hausaufgaben machen (10,7 h)
- Mahlzeiten zubereiten (6,4 h)
- Putzen, Aufräumen, Betten machen usw. (4,3 h)
- Einkaufen (3,4 h)
- Waschen, Bügeln (2,3 h)
- Administrative Arbeiten (2,7 h)
Das bisschen Haushalt?
Die Schlagersängerin Johanna von Koczian hat 1977 mit ihrem Song das Leid der damaligen Hausfrau besungen: „Das bisschen Haushalt macht sich von allein – sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein...“ Über dreissig Jahre später wissen es viele männliche alleinstehende Männer besser. Der moderne Mann ist heute viel gleichberechtigter im Haushalt beteiligt, wie die englische Supermarktkette Sainsbury’s in einer Studie ermittelt hat. Demnach teilen sich in vier von zehn Haushalten die Frauen die Hausarbeit mit Männern.
Für alle alleinerziehenden Väter ist diese Aufgabe obligatorisch. Zwar steht dabei die Erziehung und Versorgung der Kinder im Vordergrund, doch der restliche Haushalt macht sich eben ganz und gar nicht von allein.
Allein das Wäschewaschen ist bei mehreren Kindern ein Haushaltskapitel für sich. Wie gut, wenn man gute Ratschläge bekommt, z.B. in Form von Pflegetipps für das Waschen der eigenen Wäsche. Welche Materialien wasche ich bei welcher Temperatur? Wie bekomme ich Flecken aus den Kinderkleidern? Wer sich mit seiner Unsicherheit nicht an seine Mutter wenden will, findet heutzutage viele gute Ratschläge aus dem Netz. Auch durch den Austausch in Foren für Alleinerziehende kann man sich Hilfestellungen holen und bekommt das Gefühl, mit vielen praktischen Fragen nicht allein zu sein.
Immer mehr Männer schwingen im Haushalt den Besen. (Quelle: Pixabay © StartupStockPhotos (CCO public domain)
Wie sauber ist notwendig?
Es ist ein offenes Geheimnis unter Frauen und wird durch eine Reihe von Studien immer wieder belegt: Männer putzen anders als Frauen. Vergleicht man den durchschnittlichen Aufwand für Haushaltsarbeiten bei Männern mit denen von Frauen, so haushalten Frauen deutlich länger– dafür arbeiten Männer länger in erwerbstätigen Zusammenhängen. Doch die Verhältnisse verschieben sich allmählich.
Leben Kinder im Haushalt, sollte ein vernünftiges Mass an Sauberkeit und Ordnung herrschen. Übertriebenes Putzen ist dabei ebenso wenig angebracht wie die Museumsordnung. Seine häusliche Umgebung keimfrei zu halten ist so unmöglich wie unnötig. Mit einem „gesunden“ Mass an Bakterien und Keimen lernt der Körper, das Immunsystem zu trainieren, das gilt für die ganze Familie „Dreck macht Speck“ – diese Volksweisheit besagt, dass auch ein Kind im Kontakt mit Mikroorganismen in der Umwelt sein körpereigenes Abwehrsystem stärkt.
Das häusliche Reinigen sollte sich auf ein sinnvolles Mass beschränken. Mit Desinfektionsmittel die ganze Wohnung zu bearbeiten ist nicht notwendig. Eine regelmässige und konsequente Handhygiene sollte dagegen schon bei Kindern in die tägliche Routine übergehen. Übervorsichtige Hausfrauen haben durchaus andere persönliche Sauberkeitsvorstellungen als die meisten Männer.
Neue Rollenbilder für Väter
Die Zahlen machen klar, wie sehr die Mehrbelastung gerade für erwerbstätigen Väter gestiegen ist. Kinder zu versorgen ist wie ein zweiter Job. Gerade für Männer, die vielleicht zum ersten Mal alleine leben müssen, stellt dies eine grosse Herausforderung dar. Die Doppelbelastung wird für immer mehr Väter spürbar.
Ein guter Vater zu sein macht Männer glücklich. (Quelle: Pixabay © ambermb (CCO public domain)
Eine wichtige Erkenntnis für die Bewältigung dieser Aufgaben ist: Auch als Alleinerziehender ist man nicht allein. Im Schweizer Alleinerziehenden-Verband können Beratungen zu verschiedenen Themen in Anspruch genommen werden: Zum Thema Beruf und Alleinerziehen genauso wie zu rechtlichen Fragen oder allen anderen Themen rund um die Einelternfamilie.
Alleinerziehende Männer müssen keine Einzelkämpfer bleiben. Sie können sich in Wohn- und Interessensgemeinschaften zusammentun. Für den Haushalt kann eine Putzkraft oder ein Familienhelfer Unterstützung leisten. Sich Hilfe zu holen bedeutet, sich um alles gut zu kümmern und ist kein Zeichen von Unfähigkeit oder Schwäche!
Die Rollenbilder von Männern und Frauen, Vätern und Müttern sind im stetigen Wandel. Dies bringt eine grosse Unsicherheit auf allen Seiten mit sich. Für die Väter bedeutet die gesellschaftliche Veränderung immer öfter, dass sie weniger als Ernährer gelten, sondern mit neuen Aufgaben betreut werden. Das Vaterbild der Zukunft beinhaltet immer stärker die Erziehung und die Betreuung der Kinder. In dieser Entwicklung liegen auch eine Menge Chancen. Durch die Übernahme von mehr ehemals mütterlichen Aufgaben können Männer zum einen mehr Verständnis für Mütter und Frauen entwickeln, aber vor allem eine bessere Bindung zu den Kindern aufbauen. Etwas, was Mütter wie Väter zu glücklicheren Menschen macht.