Drei ist einer zu viel?
Mutter und Baby bilden nach der Geburt eine glückliche Einheit, bei der sich der Vater oft überflüssig fühlt. Wie kann aber verhindert werden, dass die Geburt des Kindes zur Eifersucht des Vaters führt?
Wenn das Baby nach der langen Schwangerschaft endlich da ist, ist der Vater meistens der glücklichste Mann der ganzen Welt. Doch nach kurzer Zeit bemerkt er, dass alles anders ist als man es sich vorgestellt hat. Das Leben dreht sich nur noch um den Sprössling. Kommt der Mann von der Arbeit, hat die Partnerin nie Zeit für ihn, ist müde und gestresst. In dieser Zeit vermisst er oft seine „alte“ Partnerin und die vorherige Beziehung. Vor der Schwangerschaft war alles so einfach und unkompliziert, jetzt ist das Baby immer dabei - sogar wenn es nicht im selben Zimmer ist. Das Gefühl und Empfinden als Paar gibt es nicht mehr.
VOM LIEBESPAAR ZUM ELTERNPAAR
Eltern zu werden ist für Mann und Frau eine ganz besondere Herausforderung. Die Männer gehen meistens nach einer kurzen Auszeit wieder zur Arbeit, während die Partnerin sich mit ihrer neuen Wirklichkeit zurecht finden muss: einem Alltag zwischen Babybettchen und Kochherd.
Wenn eine Mutter unter Schlafmangel leidet, weil ein quengelndes Baby versorgt werden muss, den ganzen Tag mit Spuckflecken auf dem Shirt rumläuft und immer wieder das Baby stillen muss Und sich dabei nach einem einfachen und ruhigen Schaumbad sehnt, denkt sie beim Eintritt in das Schlafzimmer mit Sicherheit nicht an prickelnde Erotik oder zärtliche Leidenschaft, sondern nur noch an das Schlafen. In den ersten Monaten nach der Geburt ist in vielen Partnerschaften eine absolute Sexflaute.
Dabei gibt es Männer, welche die Qualität der Beziehung am Sex messen, für die diese Situation enorm schwierig ist. Diese Männer haben das Gefühl, ihre Partnerin hat nur noch Zärtlichkeit für das Baby und fühlen sich nicht mehr umsorgt. Sie reagieren meist schroff und abweisend gegenüber Mutter und Kind, stürzen sich in die Arbeit und gehen auf Distanz. Dieses Verhalten ist eine Art Fluchtbewegung.
Nicht immer liegt dieses Verhalten nur an der Partnerschaft, da sich manche Männer zuerst heftig gegen die Vorstellung wehren, Vater zu sein. Die neue Rolle als Vater bereitet ihnen Angst, denn sie ist nicht nur mit Verantwortung verbunden, sondern auch mit dem Erwachsenwerden.
EIFERSÜCHTIG AUF DIE MUTTER
Väterliche Eifersucht kann auch anders aussehen, wenn sich das Gefühl nicht gegen das Baby, sondern gegen die Mutter richtet. Einige Väter wären zu gerne mehr für das Baby da, doch sie müssen für die soziale Sicherheit der Familie sorgen und arbeiten. Stillen kann der Mann sein Baby auch nicht und wenn er den Sprössling einmal wickeln möchte, steht meist die Partnerin kritisch daneben. Oft kommt dann das Gefühl auf, dass Mutter und Kind so eine Einheit sind, in der für den Vater gar kein Platz mehr ist.
AUSWEG VON DER EIFERSUCHTSFALLE
Man kann durchaus etwas tun, wenn die Dreierbeziehung „Vater, Mutter, Kind“ nicht funktioniert. Die wichtigste Grundlage zur Besserung ist das Gespräch mit der Partnerin und die Suche nach einer gemeinsamen kreativen Lösung. Es besteht die Gefahr, dass sich der Vater immer mehr von der Familie distanziert, wenn er seine Gefühle ignoriert.
Väter sollten sich klar darüber sein, dass auch sie von Anfang an wichtig für das Kind sind. Studien haben gezeigt, dass in der Schwangerschaft aktiv beteiligte Väter, die beispielsweise für das Baby einkauften, an Kursen teilnahmen usw., nach der Geburt eine engere Bindung zu dem Kind hatten.
Für eine funktionierende Partnerschaft nach der Geburt sind vor allem klare Absprachen wichtig. Je mehr Zeit der Vater mit dem Nachwuchs verbringen kann, umso mehr hat die Partnerin Zeit, sich eben nicht nur als Mama zu fühlen, in Ruhe zu baden, Sport zu treiben oder einfach mal wieder eine Freundin zu treffen. Diese ermöglichte Distanz zum Kind bietet auch Freiraum für die nötigen Gefühle in der Partnerschaft.
BEDÜRFNISSE KÖNNEN AUCH VÄTER STILLEN
Väter können von Anfang an fast alle Bedürfnisse des Babys stillen - sofern die Partnerin ihnen das Vertrauen entgegen bringt. Väter machen viele Dinge anders, was aber das nicht bedeutet, es falsch zu tun. Das Stillen ist dabei ein wichtiges Thema, denn Mutter und Kind haben dadurch gleich nach der Geburt eine enge körperliche Bindung. In einigen Vorbereitungskursen wird daher geraten, dass Mütter gelegentlich die Milch abpumpen sollten, damit auch der Vater die Möglichkeit hat, das Baby mit der Flasche zu füttern. Das ist aber gar nicht so einfach, denn manche Babys bekommen durch den Flaschensauger ein Stillproblem; andere finden die Idee einfach nicht gut und wollen davon nichts wissen.
Doch gerade weil Väter nicht stillen können, sind sie in den ersten Monaten eine besonders gute Hilfe. Wenn ein Säugling Bauchschmerzen hat oder vor Übermüdung nicht einschlafen kann, lässt er sich von der Mutter oft nicht beruhigen, weil sie so lecker nach Milch schmeckt. Beim Vater hingegen kann ein überreiztes, soeben gestilltes Baby sehr oft besser in den Schlaf finden. Auch kann das Baby beim Vater zum Aufstossen an der Schulter liegen, gewickelt, gebadet und massiert werden. Väter können so in jedem Fall den Hunger nach Zärtlichkeit und Geborgenheit stillen und der Mutter die Zuwendung und Unterstützung bieten, die sie braucht.
Auch ein langer Spaziergang mit dem Baby im Kinderwagen kann der Mutter die nötige Ruhezeit bringen. Dabei stärken diese gemeinsamen Aktivitäten die Vater-Kind-Bindung und die frische Luft kann dazu beitragen, dass das Baby abends schneller zur Ruhe kommt. So haben auch die Eltern ein paar ruhige Momente, die sie gemeinsam geniessen können.
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